BLICKPUNKT: FILM

Festival

Filmfest München Pop-Up Diary #6:"Danke für das Rasseln"

Sechster Abend der Pop-up-Ausgabe des Filmfest München: "Servus Baby 2" von Nathalie Spinell. Christoph Gröner, Künstlerischer Leiter des Filmfest München, berichtet in seinem Festival-Tagebuch von seinen Eindrücken und Impressionen.

von Jochen Müller

 

Das Team von "Servus Baby" beim sechsten Abend der Pop-up-Ausgabe des Filmfest München (Bild: Filmfest München) 

 

Das 6. Filmfest München Pop Up fand an einem für uns ungewöhnlichen Veranstaltungsort - einmal nicht in Freimann - statt: dem Kino am Olympiasee, das seit Jahren den Münchnern tolle Open-Air-Kino-Atmosphäre beschert. Auch in diesem etwas kompliziertem Jahr bietet das Gelände Platz für etwa 500 Leute und hält dabei alle hygienischen Vorgaben bestens ein. Hier wurde "Servus Baby 2" mit allen vier Folgen uraufgeführt, natürlich mit starker Unterstützung des Bayerischen Rundfunks und restlos abverkauften Tickets.

Florian Schneider und Maren Lüthje starteten damit erstmals öffentlich als PSST Film unter dem Dach der Constantin neu durch. Direkt nach dem Tag der Premiere hat der BR die Vorgängerstaffel auch schon online gestellt, die zweite Staffel ist ab Anfang September in den Mediatheken. Die Bühne überließen die Produzenten dem BR, der sich an diesem Abend mit eigenem Trailer stark als Seriensender profilierte, Bettina Ricklefs, Leiterin des Programmbereichs Spiel-Film-Serie begrüßte auch m Namen des Programmdirektors Kultur des BR, Reinhard Scolik, das Publikum und den gesamten Cast.

Ulrike Frick, Programmerin der Reihe Neues Deutsches Fernsehen, führte für das Filmfest München durch den Abend. Das Filmgespräch mit den Machern und dem Cast von Servus Baby fand dieses Mal ungewohnter Weise vor dem Screening statt. Ein wunderbarer Einstieg in einen wunderbaren Abend: Showrunner Felix Hellmann und Nathalie Spinell gaben eine launige Screwball-Eröffnung ("Ich dringe mit manchen Ideen nicht durch", so Hellmann. Spinell mit trockener Antwort: "Ich bin die Regisseurin"), und zeigten danach, dass sie viele schöne Ideen in die vier Folgen gequetscht haben. Vielleicht der schönste Moment: Ein Begräbnis, dass zum Beginn einer neuen Liebe führt. Hellmann in seiner Rolle hat sich als mexikanischer Mariachi verkleidet und das Begräbnis mit Percussion untermalt. Sie sagt: Danke für das Rasseln. Kuss. Szenenapplaus.

Auch die vier Hauptdarstellerinnen standen kurz auf der Bühne: Teresa Rizos, Xenia Tiling, Genija Rykova und Josephine Ehlert, die von ihrem Leben während des Lockdowns berichteten. Alle suchten nach neuen Betätigungsfeldern Ehlert hat einen Roman und ein neues Drehbuch zu Ende gebracht. Filmfest-Programmerin Ulrike Frick zeigte sich angesichts dessen sehr berührt, dass hier Hunderte gemeinsam Kultur erleben können.

Eines durfte auch an diesem Abend nicht fehlen, unser Symbol, das Red Car, das hier zwar nicht zur professionell aufgebauten Bühne, die zwei Leinwandübertragungen zulässt, vorfahren konnte, aber am Olympiasee ein schönes Foto-Motiv abgab.

Für unsere letzten beiden Premieren fahren wir unsere Gäste noch einmal mit dem Red Car vor, Beide Veranstaltungen versprechen ein ganz besonderes Premierengefühl: Klaus Lemke wird gegen das Champions League Finale mit einem ganz eigenen Corso am Sonntag, 23.8. im Pop-Up-Autokino München vorfahren (mit Ein Callgirl für Geister") und am 26.8, dem kommenden Mittwoch, ist Ulrich Thomsen in der Stadt, um seine Regiearbeit Gutterbee" höchstpersönlich vorzustellen und vor Ort mit bayerischer Lebensart konfrontiert zu werden. Denn genau darum geht es in seinem Film: wie Bayern mit der US-Provinz clasht. Der letzte Abend für uns, und danach auch schon fast das Ende des Pop-Up-Auto- und Open Air Kinos, das betrieben von der Energie von Veronika Faistbauer, Simon Pirron, Fabi Halbig und Agnes Stamml die Münchner Kulturlandschaft in diesem Sommer einzigartig bereichert hat.

Christoph Gröner